Mit grünen Anlagen in die roten Zahlen rutschen

Das Urteil der deutschen Stiftung Warentest ist vernichtend (Ausgabe Finanztest 11/2013). Sie rät Privatleuten grundsätzlich von der Anlage in geschlossenen Ökofonds ab. Von insgesamt 57 Fonds, die sich der Finanztest zunächst angeschaut hat, wurden letztlich nur 10 Fonds detailliert überprüft. Zwei Fonds erhalten die Note „ausreichend“. Alle anderen erhalten ein „mangelhaft“.

Wie kam es dazu? Die Fonds  üben doch gleich aus zwei Gründen eine grosse Anziehungskraft auf die Anleger aus: Sie sind zum einen eine Investition in die grüne Energiewende und versprechen zum anderen eine wesentliche bessere Rendite, als sie auf herkömmlichen ethisch-ökologische Anlagekonten erzielt werden kann. Dank  gesetzlich garantierter langfristiger  Einspeisungsvergütungen scheint auch für die Sicherheit der zukünftigen Zahlungsströme gesorgt zu sein.

Gemäss Feri Euro Rating Services sind 2012 in Deutschland 720 Millionen Euro in geschlossene Ökofonds geflossen. Den grössten Anteil an diesem Anlagevolumen teilen sich Solar- und Windenergiefonds mit jeweils 40%. Der Testbericht hat sich ausschliesslich Fonds angeschaut, die ihren Anlageschwerpunkt in Deutschland hatten.

Fokus der Bewertung liegt auf der Risikobetrachtung

Die Sicherheit von Erträgen, die konservative Kalkulation der Kosten, die realistische Einschätzung der Prognoserisiken (Höhe der Fremdkapitalaufnahme bei Prospektauflage, Qualität der Zahlungsströme, Zinsbindungsfristen, Inflationserwartungen für Kostensteigerung, bereits vorhandene Genehmigungen, Einbezug der Änderung der politischen Rahmenbedingungen etc.) bilden die Schwerpunkte für die Bewertung. Daneben fliessen aber auch vertragliche Aspekte, wie etwa die rechtliche Konstruktion des Fonds oder die Existenz eines Anlegerbeirats, sowie  die externe Revision des Prospekts und der Mittelverwendung in der Investitionsphase in die Evaluation mit ein. Dieses kritische, sicherheitsbetonte Herangehen sorgt dafür, dass die Note „ausreichend“ genügt, um als Testsieger gekürt zu werden. Diese zweifelhafte Ehre, denn die Tester mögen auch diese nicht unbeschränkt empfehlen,  teilen sich diese beiden Fonds:

  • CFB-Fonds 180 – Solar-Deutschlandportfolio V, der in Freiflächen-Fotovoltaikanlagen in Brandenburg investiert.
  • LHI Solar Deutschland VII Georgsdorf & Prenzlau, der  in Freiflächen-Fotovoltaikanlagen in Niedersachsen und Brandenburg investiert.

Von vornherein ausgeschlossen aus der Detailprüfung wurden  Anlagevermögen mit den folgenden Merkmalen:

  • Mehr als 10% der Fondsinvestitionen sind bei Fondsauflage noch nicht festgelegt („Blindpoolrisiko“)
  • Der Fonds darf Kredite in anderen Währungen aufnehmen, wodurch ein für Privatanleger nicht zumutbaren Fremdwährungsrisiko entsteht.
  • Der Anleger darf seine Anlage in Raten leisten. Diesen Punkt berücksichtigt Finanztest vor allem deshalb, weil die Raten auch dann noch bis zum Erreichen der Einlage gezahlt werden müssen, wenn der Fonds selber längst pleite gegangen ist.
  • Der Fondsinitiator übertragt die Verantwortung für den Prospekt auf die Fondsgesellschaft („Prospektrisiko“)

Die Finanztest-Berater raten zu grösserer Vorsicht

Wegen des vernichtenden Urteils raten die Prüfer grundsätzlich, nicht mehr als 5% des Vermögens in eine solche Anlage zu investieren. Eine Investition in einen geschlossenen Ökofonds sollten deshalb auch nur vermögende Privatanleger in Erwägung ziehen. Die Renditen sind Prognosen und  mit Vorsicht zu geniessen. Generell für besser, da vorsichtiger im Vorgehen, werden geschlossene Fonds mit Bürgerbeteiligung eingeschätzt. Offensichtlich gehen die Tester davon aus, dass Bürgerbeteiligungen aufgrund der vorhandenen sozialen Kontrolle als Risikobremse wirken. Belege bringt die Stiftung dafür aber nicht. Als Alternative werden ethisch-ökologische Sparkonten bzw. offene Fonds genannt, wobei die gewonnene Sicherheit eben ihren Preis hat.

Fazit

Es wäre so schön gewesen: Nachdem das eigene Dach mit Photovoltaik ausgestattet wurde, beteiligt man sich auch noch an einem Fonds, der dasselbe im grossen Stil auf der grünen Wiese tut. Man tut Gutes für die Energiewende und erhält eine stattliche Rendite. Doch wer bei prognostizierter Rendite von ca. 10% ein Nullrisiko erwartet, sollte generell die Finger von solchen Anlagen lassen. Das ist eine völlig unrealistische Erwartung. Ein Investment in einem geschlossenen Ökofonds ist eine echte Unternehmensbeteiligung in einem jungen, wenig transparenten und fungiblen Markt. Sie kann  bei Misserfolg zum Totalverlust führen. Anders als bei börsennotierten Anlagen gestaltet sich ein vorzeitiger Ausstieg als sehr schwierig. Wer keine Lust und wenig Kenntnisse hat, die jeweiligen Prospekte und ihre Initiatoren kritisch zu hinterfragen, sollte lieber anderweitig investieren. Vielleicht helfen aber auch solche Testberichte, dass sich die Branche ein paar Transparenz- und Güteregeln gibt, die den Markt durchschaubarer  machen.

Der vollständige Testbericht kann hier gekauft werden.

Barbara Bohr (@nachrichtenlos), 24.11.2013

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